Geschrieben von am 9. Januar 2019
Fachbereiche, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
** Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Interpersoneller Gewalt**
„Der brüllt schon, wenn ich ihm beim Toilettengang lediglich dabei helfen möchte, seine Hose herunterzulassen. So ein verzogenes Kind, der tanzt seinen Eltern bestimmt total auf der Nase herum.“ – Wer kann von sich behaupten, immer vorurteilsfrei zu denken und zu sprechen? Ich von mir auf jeden Fall nicht!Wir Menschen neigen ja bekanntlich dazu, häufig – ob bewusst oder unbewusst – andere gedanklich in Schubladen einzusortieren und danach zu bewerten und zu urteilen. Die Deutschen trinken nur Bier, Naturwissenschaftler_innen sind Streber, Drogendealer_innen sind Ausländer_innen und verhaltensauffällige Kinder sind einfach nur verzogen!Dass diese vorschnellen Schlüsse in der Regel aus Fehlinterpretationen und Unwissen entstehen und genauso wenig der Wahrheit entsprechen wie die Annahme, dass wir über alles Urteilen sollten und dürfen, womit wir uns nicht kontextorientiert beschäftigt haben, ist hingegen eine Tatsache.Jährlich erfahren ca. 20.000 Kinder einmal oder auch mehrmals sexuelle Gewalt, wussten Sie das? Sexuelle Gewalt kann einer von vielen verschiedenen Gründen dafür sein, dass sich ein Kind auffällig verhält. Würde man dem Kind, welches sich nicht beim Toilettengang helfen lassen möchte, nach diesem Wissen noch Verzogensein unterstellen?Was wir mit der zu Unrecht verallgemeinernden unbedachten Wertung von Situation sagen möchten? Es ist immer von großer Relevanz, die Hintergründe mit in den Betracht zu ziehen und somit „über den Tellerrand hinauszuschauen“, wenn man etwas als auffällig, seltsam oder bedenklich einordnet.Falls Sie in ihrem Umfeld sexuelle Gewalt erlebt, miterlebt oder vermutet (haben), können sie hier Anlaufstellen finden, die Ihnen beratend, therapeutisch oder informell zur Seite stehen können.
