Geschrieben von am 20. Januar 2019
Allgemein
***Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Soziale Lebens- und Problemlagen 2.0***
„Das erste Mal war beim 18. Geburtstag meines Cousins. Da war ich 12. Es war ein großes Familienfest, meine Eltern waren auch dabei. Wir haben alle angestoßen, erst mit dem, dann mit jenem. Ich habe mir das nur abgeschaut, wie die das machen. Dann ging alles ganz schnell. Am Ende war ich knüppelvoll und konnte nicht mehr stehen. Meine Mutter musste mich nach Hause fahren und in jeder zweiten Kurve anhalten. Mir war furchtbar schlecht.“ (Erfahrungsbericht Laurent 12 Jahre)Solche Erlebnisse, wie das oben genannte Beispiel, sind alltäglich in unserer Gesellschaft. Laut einer Studie der OECD haben etwa 85% der Jugendlichen in Deutschland unter 16 Jahren schon mal das Nervengift Alkohol konsumiert. Häufig wird dies gar nicht mehr als Problem wahrgenommen, sondern als normal angesehen. Wenn jedoch Medien-Artikel über Koma-Saufen und über unter Alkoholeinfluss begangene Gewalttaten, von Jugendlichen berichten, fordert die Gesellschaft nach einem Handeln der Politik. Wo die Anfänge dieser Problematik liegen, bleibt jedoch oft unberücksichtigt.Alkoholische Getränke haben sich so im Laufe der Zeit zum festen Begleiter auf nahezu jedem Volksfest, jeder Familienfeier, jedem Weihnachtsmarkt und jeder anderen rituellen Gelegenheit entwickelt. Alkohol hat sich durch seine lange Tradition zu einem festen Bestandteil der westlichen Kultur etabliert. Während es im Mittelalter gängig war, dass auch Kinder alkoholische Getränke und Speisen zu sich nahmen, haben wir heute strikte Regeln, die Kindern den Alkoholkonsum verbieten. In Deutschland ist die gesetzliche Regelung bezüglich des Konsums von Alkohol von Kindern im § 9 des Jugendschutzgesetzes geregelt. Kindern unter 14 Jahren ist der Konsum grundsätzlich, auch im Beisein der Eltern, verboten. Zwischen dem 14 und 16 Lebensjahr ist es Kindern und Jugendlichen lediglich unter Aufsicht einer berechtigten Person, die das Sorgerecht innehat, erlaubt Bier, Wein oder ähnliche Getränke zu konsumieren, nicht jedoch hochprozentige Alkoholika wie Schnaps.Aufgrund seiner historischen Bedeutung ist das Nervengift Alkohol zu einem elementaren Bestandteil der westlichen Kultur geworden, welcher von Menschen oft wahllos und ohne bedacht konsumiert wird. Alkohol ist Teil unserer Freizeitkultur und somit ein wichtiger Sozialisationseinfluss, der im Gegensatz zu z.B. Marihuana gesellschaftliche Akzeptanz besitzt und bei vielen Anlässen gesellschaftlicher Konsens ist, sich am genormten Trinkverhalten zu beteiligen. In diesem gesellschaftlichen Kontext wird jedoch häufig vergessen, dass Kinder in den meisten Fällen an gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen und somit Teil dieses soziologischen Umweltkonstrukts sind. So bekommen Kinder mit, wie ihr soziales Umfeld mit Alkohol umgeht, entwickeln ein verzerrtes Verständnis von Alkoholkonsum und adaptieren dieses Verhalten. Dadurch, dass wir unseren Kindern durch unser Handeln vermitteln das Alkohol etwas Alltägliches ist, sinkt die Hemmschwelle und besteht die Gefahr, dass die Kinder ein ähnliches Verhältnis zum Nervengift Alkohol entwickeln.Was können wir also tun, um einen vernünftigen Umgang mit Alkohol zu vermitteln? Selber komplett auf Alkohol verzichten? Oder heimlich trinken? Klare Grenzen und Transparenz sind hier die Stichwörter. Regeln und Grenzen sind ein wichtiges Mittel. Sie müssen glaubwürdig vermittelt und auch selber eingehalten werden. Wer eine Kiste Bier zuhause stehen hat, oder zum Abendessen regelmäßig ein Glas Wein trinkt tut sich schwer mit Verboten und diese gegenüber Kindern und Jugendlichen durchzusetzen. Gemäß dem Motto: „Wir müssen unsere Kinder gar nicht erziehen. Sie machen uns sowieso alles nach“, müssen wir darauf achten, Kinder und Jugendliche vor dem Konsum von Alkohol zu schützen und ihnen einen verantwortungsvollen Umgang vorzuleben. Achte mal bei der nächsten Feier darauf, wie Alkohol in Anwesenheit von Kindern konsumiert wird.Kinderaugen trinken mit. Ist dir das bewusst?Beitrag von Yasemin, Denis und Nils