Geschrieben von am 8. Februar 2018
Fachbereiche, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
** Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Soziale Lebens- und Problemlagen 2.0 **
Thema: Cybermobbing
Du bist an allem schuld!Behandelt werden als wäre man verseucht, ein Krankheitserreger. Albträume und Verzweiflung. Vor eini-gen Minuten vibrierte mein Handy und in mir begann die Panik aufzukeimen. Vielleicht nur ein Freund, vielleicht nur eine Push-Benachrichtigung. Vielleicht aber auch wieder SIE. Kalter Schweiß – mein Kopf tut weh.Beleidigungen, Bedrohungen und Gerüchte – in der Online-Welt ist schnell viel verbreitet, ohne richtige Möglichkeit der Kontrolle. Was andere virtuell über einen sagen, hat inzwischen reale Konsequenzen. Cybermobbing ist ein Thema, das immer mehr in den Fokus der Schulen rückt. Betroffene berichten von starken emotionalen Belastungen, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Rückzug, Vermeiden des Internets und trotzdem kein Entfliehen vor der Schikane. In besonders schweren Fällen kommt es zu Angstzuständen, Selbsthass, Leistungsabfall bis hin zu Suizidgedanken. Bearbeitete Bilder, Fake-Profile und Gerüchte rei-chen über die Grenzen einer Stadt hinaus und erreichen mitunter sogar potenzielle Arbeitsgeber.„Du bist hässlich“, „Du bist an allem schuld“, „Die ist doch wirklich psychischen gestört!“, „Definitiv ab in die Geschlossene mit dir“, „Dein Gestank färbt ab“, „Was machst du eigentlich noch hier!“Anders als beim traditionellen Mobbing ist das Publikum jedoch unüberschaubar groß, Täter können na-hezu vollkommen anonym agieren und müssen das verursachte Leid nicht einmal mitansehen. Oftmals machen die Angriffe jedoch nicht vor dem realen Leben halt, da Opfer und Täter sich meistens im ‚Real-Life‘ kennen. Eine Distanzierung ist kaum möglich, da Betroffene nicht nur in der Schule oder im Bekann-tenkreis, sondern 24/7 Schikane, Beschimpfungen und Ausgrenzungen erfahren.Warum ich?Die Gründe für Cybermobbing sind vielfältig, von Langeweile und mangelnder Sozialkompetenz bis hin zur Machtdemonstration und Rache. Oder auch Angst: „Wenn ich mobbe, werde ich nicht gemobbt.“ Allen Gründen gemein ist, dass die Beleidigungen, der Betrug oder das Ausgrenzen ein Ventil darstellt, um Emotionen herauszulassen.Wirklich nur Spaß? Denkst du! Schreiten Außenstehende nicht ein, gewinnen Posts und Nachrichten durch Liken und Teilen an Popularität. Durch das tolerierende Verhalten, werden Kommentare mitunter zu Selbstläufern. Grundsätzlich kann jeder betroffen sein, gehäuft finden sich jedoch Jugendliche mit geringem Selbstwert, wenigen Freunden und mit einem freizügigen Umgang mit eigenen Informationen im Internet.Wieso lassen sie es zu?Grundsätzlich gilt: Prävention vor Intervention. Dazu gehört vor allem Aufklärung über die Folgen von Cybermobbing, aber auch der korrekte Umgang mit eigenen Bildern, Videos und Sicherheitseinstellun-gen. Wie schütze ich mich vor Schadsoftware und Fake-Profilen? Wie blockiere ich Menschen und wo grenze ich meine Privatsphäre ab? Diese Medienkompetenz zu vermitteln ist die Pflicht der Eltern und Lehrenden.Durch Schulprojekte und Unterrichtseinheiten können sie das Verantwortungsbewusstsein und die Sozi-alkompetenz der Schüler stärken. Durch das Agieren der älteren Schüler als Vorbilder, Paten und Coaches ist die Entwicklung einer Kultur des Helfens möglich. In einem Plenum aus Lehrenden und Schülern müs-sen gemeinsame Schulregeln und Hausordnungen verfasst werden, mit denen sich beide Parteien identi-fizieren können.Ist Prävention nicht mehr möglich, muss auf verschiedenen Ebenen eingegriffen werden. Kommt es zu einem Fall, ist ein früher Eingriff durch Beobachter und Außenstehende wichtig für eine günstige Progno-se. Und obwohl Cybermobbing selbst keine Straftat vor dem Gesetz darstellt, sind oft einzelne Tatbe-stände in dem Vergehen enthalten (z.B. Beleidigung, üble Nachrede, Bedrohung, Nötigung oder Verlet-zungen des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahme). Eine strafrechtliche Verfolgung in schweren Fällen ist somit möglich. Sind die Täter aus dem schulischen Umfeld, sind Mediation, Gespräche mit Lehrern, Sozialarbeitern oder der Schulleitung notwendig. Einzelberatungen und „kreative Sanktio-nen“ sind Möglichkeiten zum Umgang. Weiterhin ist eine Versetzung, Suspendierung oder ein Schulver-weis denkbar.Wieso hilft mir keiner?Angst das Telefon zu berühren oder den Laptop zu benutzen. Welche Gerüchte über mich haben heute wieder das Netz erobert? Welche gefälschten Bilder kursieren auf den Smartphones meiner Mitschüler? Sie glauben es besser zu wissen, aber fragen nicht nach. Die Wahrheit ist belanglos, KEINER fragt nach! Nur verbreiten können sie es, KEINER fragt nach! Ein kleiner Fehler und sie stürzen sich drauf, KEINER fragt nach!Erzähl mir nicht, was andere über mich gesagt haben. Erzähl mir lieber, warum sie das in deiner Anwesen-heit durften! Ach weißte was? Mob dich selbst!(Beitrag von Alexandra-Emilia Jurk, Loreen Römer, Maike Orthen, Michelle Schiffner)