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Imput -> Output ->Kaputt: Fördern und Fordern, Kinder als Lebensprojekt

Geschrieben von am 22. Januar 2019

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Imput -> Output ->Kaputt: Fördern und Fordern, Kinder als Lebensprojekt

***Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Soziale Lebens- und Problemlagen 2.0***

 Tim steht jeden Morgen um halb 6 auf. Nach einem hastigen Frühstück sieht er noch einmal seine Schulsachen durch und macht sich um halb 7 auf den Weg zur Schule. Im Bus hat er Zeit, sich auf den Unterricht vorzubereiten. Er sieht die Materialien seines Privatlehrers durch, damit er in der anstehenden Klassenarbeit punkten kann. Nach 7 Schulstunden wartet Tim um 14 Uhr auf den Bus, der ihn zur Musikschule bringt. Heute stehen Klavierstunden auf seinem Plan. Morgen ist es Spanisch, Mittwoch Tennis, Donnerstag Chinesisch und Freitag hat er Geigenstunden. Wenn Tim um 17:30 Uhr nach Hause kommt, ist er genau 12 Stunden unterwegs. Abends macht er Hausaufgaben und nach Bedarf trifft er sich mit seinem Privatlehrer, der mit ihm den Unterrichtsstoff aufarbeitet und vertieft. Tim ist übrigens 10 Jahre alt. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen gewinnt in der heutigen Leistungsgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Frühförderung; außerschulische Lernangebote und begleitende Therapie setzen die Kinder und Jugendlichen der heutigen Zeit enorm unter Druck. Eine normale, unbeschwerte Kindheit ist ein Luxus, den die meisten Kinder nicht mehr erleben dürfen. Nach Markus Opalka gipfelt all das in einem Wettrüsten und einer Leistungsschau unter Eltern, die ihre Kinder mit Leistungsangeboten förmlich überfrachten. Diesen Leistungsdruck halten die Kinder jedoch kaum aus, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass laut einer Studie der Universität Lüneburg im Jahr 2010 bis zu 10 % der 12- bis 17-Jährigen unter Depressionen litten. 30 % der jungen Probanden zeigten Stresssymptome wie Kopfschmerzen, Unlust, unregelmäßige Verdauung, Rückenschmerzen. Katja Schwab bringt dies auf den Punkt: „Geben wir unserem Kind immer mehr zu essen, wird es aber nicht größer. Es wird nur dick. Viel hilft nicht immer viel.“ Zudem nehmen diese Angebote den Kindern den Druck nicht, im Gegenteil. Das kindliche Selbstwertgefühl ist angegriffen, Misserfolge dürfen einfach nicht sein. Da ist es kein Wunder, dass drei bis 10 Prozent der Kinder depressive Symptomatiken aufweisen. Mehr Zeit für die eigene Kindheit und auch das Wissen einmal scheitern zu dürfen, könnte diesen Kindern den Druck nehmen und sie wieder Kind sein lassen.Denn sie sind vorrangig nur eins: sie sind Kinder und kein Prestigeprojekt.Beitrag von Kathrin Gappenberger Johannes Nitz

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