Geschrieben von am 15. Februar 2018
Fachbereiche, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
** Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Soziale Lebens- und Problemlagen 2.0 **
Thema: Inklusion
Seitdem Schneepflüge in Leichtbauweise zum Vorspannen für nahezu alle Rollstuhlmodelle zu haben sind, steht einem frohen Winterausflug nichts mehr im Wege. Einst war Schneefall der Graus eines jeden Rollinutzers und zwang ihn zum Stubenarrest, doch diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Dem technischen Fortschritt sei Dank für diese segensreiche Erfindung.Ein Sprecher der Behindertenverbände teilte mit, dass hiermit der vollständigen Inklusion behinderter Mitmenschen ein großer Gefallen getan wurde. Zugleich machte er deutlich, dass der Schneepflug mit einer Hilfsmittelnummer ausgestattet wurde, so dass ein Rezept des Hausarztes ausreiche, um jeden Rollstuhlnutzer damit ausrüsten zu können. Eine Sprecherin der AOK freute sich bereits über die vielen eingegangenen Anträge zur Kostenübernahme dieses wunderbaren Hilfsmittels und sagte uns gegenüber: „Wir sind begeistert von dieser Möglichkeit, dass nun auch Menschen im Rollstuhl im Winter Frischluft und Bewegung bekommen können. Das ist ganz im Sinne der Prävention.“, betonte die Sprecherin der Gesundheitskasse.Kritik kam allerdings von Seiten der Straßenmeistereien: Es sollen bereits ordentlich motorisierte E-Rollis beim Schneepflügen auf den verschneiten Landes- und Bundesstraßen gesichtet worden seien. Dadurch seien die Arbeitsplätze der normalen Schneepflugfahrer ernsthaft in Gefahr. Soweit dürfe Inklusion nun nicht gehen, teilte man uns auf Anfrage empört mit. Außerdem lässt dieser Zitat „Wahnsinn“ sämtliche geltenden Sicherheitsvorschriften außer Acht: Mindestens die Installation einer Warnblinkleuchte am Rollstuhl sowie das Tragen einer Warnweste sei beim Schneeräumen zwingend vorgeschrieben.Gegenwind gab es auch durch eine andere Gruppe: Diese schaut neidisch auf den Spaß, den die Rollis mit ihrem neuen Hilfsmittel haben: Von Seiten einiger Senioren und Seniorinnen, die mit Rollator zu Fuß unterwegs sind, kamen bereits Nachfragen beim Hersteller des Schneepflugs an, wann denn bitte dieses Hilfsmittel auch für den Rollator zu haben sei. Sie fühlten sich ansonsten gegenüber den Rollstuhlfahrern benachteiligt und wiesen nachdrücklich auf das Diskriminierungsverbot im Grundgesetz hin. Der Hersteller versprach, sich mit seinem Innovationsteam um eine rasche Problemlösung zu bemühen. Diese wird frühestens im Januar 2018 zu erwarten sein.Um Frieden in der Vorweihnachtszeit bemüht, haben sich Vertreter von Rollatoren-Clubs und Rollinutzern an den runden Tisch gesetzt, um Lösungen für die Übergangszeit zu finden. Dabei ist als Ergebnis festzuhalten, dass sogenannte „Rolli-Tandems“ gebildet werden sollten, also Kooperationen aus schneeräumenden Rollifahrern und ihnen folgenden Fußgängern mit Rollatoren. So könnten alle in den Genuss eines geräumten Weges kommen, hieß es vom runden Tisch. Eine App zur Terminabsprache für die Rolli-Tandems werde demnächst eingerichtet.Für Rollifahrer bietet die Möglichkeit, sich durch Schneeräumen in der Nachbarschaft jetzt vor Weihnachten ein kleines Taschengeld zu verdienen, eine willkommene Abwechslung zum tristen Alltag. Die Rente reicht sonst ja nur fürs Nötigste. Bernd K., seit Geburt an den Rollstuhl gefesselt, freut sich über seine neugewonnene Freiheit, auch im Winter am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können und hat seine Auswanderungspläne nach Teneriffa auf Eis gelegt. Ganz im Gegenteil, er überlegt nun, ob er seinen Wohnsitz nicht in eine schneesichere Lage über 1000 m verlegen sollte. Begeistert berichtet er davon, wie sehr er sich durch das Schneeräumen gebraucht fühle. „Endlich kann ich sinnvoll zum Leben in meiner Stadt beitragen“, so Bernd K. in einem Gespräch mit uns.In diesem Sinne: Einen frohen und schneereichen Winter für wirklich alle Menschen!(Beitrag von Nicole Romanus, Lisa-Marie Auricht, Lisa Stuhr)