Ein Hochspannungsschalter und ein TurbinenlĂ€ufer auf dem HochschulgelĂ€nde – Woher stammen die GegenstĂ€nde und wie gelangten sie eigentlich in den Besitz der Hochschule Nordhausen?
Am Anfang stand das Steinkohlekraftwerk Castrop-Rauxel. Es wurde aufgrund des wachsenden Strombedarfs der Klöckner Zechen im Ruhrgebiet gebaut und war zu der Zeit das gröĂte Blockkraftwerk auf Steinkohlebasis in Deutschland. Block 1 wurde 1958 in Betrieb genommen. Danach entstand mit dem Block 2 ein 87 m hoher Naturzug-KĂŒhlturm als einer der damals gröĂten der Welt. Der ebenfalls gebaute 230 m hohe Schornstein wurde als âDeutschlands höchster Raucherâ bekannt.
Aber was hat das Steinkohlekraftwerk Castrop-Rauxel mit der Hochschule Nordhausen zu tun? Mehr als manch einer denkt: âFĂŒr die Hochschule ist neben einer sehr guten Lehre und Forschung ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild des Campus von Bedeutung. Dazu gehören ideal auch technische Monumente. Im Rahmen der Konzipierung des Schwerpunkts Energiesysteme des August-Kramer-Instituts und folgend des Studiengangs Regenerative Energietechnik hatte ich den Gedanken, ein zum Thema passendes Objekt auf der FreiflĂ€che an der Campuszufahrt Hallesche StraĂe aufzustellenâ, so Prof. Matthias Viehmann, welcher als Professor fĂŒr Industrieelektronik tĂ€tig ist und von 2006 bis 2008 Direktor des August-Kramer-Instituts war.
Bei dem Vorhaben kam ihm die Bekanntschaft mit einem leitenden Mitarbeiter der Firma Balcke DĂŒrr/SPX Company entgegen â einem Unternehmen, welches im Kraftwerkbau und -service tĂ€tig ist. Das Unternehmen war damals, die Rede ist von 2008, in die Abrissarbeiten des Kraftwerks Castrop-Rauxel involviert. Es ergab sich die Möglichkeit, das bereits zu dem Zeitpunkt stillgelegte Steinkohlekraftwerk Castrop-Rauxel zu besichtigen, um nach interessanten Objekten Ausschau zu halten. âVorort wurden Prof. Viktor Wesselak, erster berufener Professor fĂŒr den Studiengang Regenerative Energietechnik, und ich durch das Kraftwerk gefĂŒhrt. Zeitweise mussten wir aufgrund des Zustands des Kraftwerks im Inneren enge und durchaus schmutzige Stellen durchqueren. Nach dem Rundgang entschieden wir uns letztendlich fĂŒr einen Hochspannungsschalter und einen TurbinenlĂ€uferâ, so Prof. Viehmann.
Als im April 2008 die Abrissarbeiten forciert wurden, konnte durch den bekannten Firmenmitarbeiter der Transport der beiden GegenstĂ€nde nach Nordhausen organisiert werden. Im Rahmen der Errichtung des Instituts fĂŒr Regenerative Energietechnik an der Halleschen StraĂe entstanden die Fundamente fĂŒr den TurbinenlĂ€ufer und den Hochspannungsschalter. AnschlieĂend wurden der ca. 8 m hohe Hochspannungs- oder auch Freifeldschalter, der dem Zu- und Abschalten der Freileitung diente, und der TurbinenlĂ€ufer auf der FreiflĂ€che aufgestellt. Bei letzterem handelt es sich um den LĂ€ufer einer Speisepumpenantriebsturbine, welche im Wasser-Dampf-Kreislauf eines Kraftwerks fĂŒr den Prozessdruck sorgte. âUrsprĂŒnglich hatte ich eine Lackierung des TurbinenlĂ€ufers vorgesehen. Letztendlich entschied ich mich aber fĂŒr seinen Originalzustand und ergĂ€nzte die Exponate mit einer kleinen Schautafel. Mein Dank gilt der Firma Balcke DĂŒrr/SPX Company, speziell meinem dort tĂ€tigen Bekannten, fĂŒr die kostenlose Bereitstellung der beiden Teile, dem Kollegen Wesselak fĂŒr die Organisation der Fundamente und nicht zuletzt dem stets hilfsbereiten Hausmeisterteam fĂŒr die Anbringung der Schautafelâ, so Prof. Viehmann.
So kam es, dass der Hochspannungsschalter sowie der TurbinenlĂ€ufer die Besucher der Hochschule aus Richtung Hallesche StraĂe empfangen und als Objekte der Technikgeschichte zum Erscheinungsbild der Hochschule beitragen.
(Artikel: Elisa Noack / Fotos: Tina Bergknapp)