Geschrieben von Tina am 29. Juli 2016
Allgemein, Campusberichte
Ein Hochspannungsschalter und ein Turbinenläufer auf dem Hochschulgelände – Woher stammen die Gegenstände und wie gelangten sie eigentlich in den Besitz der Hochschule Nordhausen?Am Anfang stand das Steinkohlekraftwerk Castrop-Rauxel. Es wurde aufgrund des wachsenden Strombedarfs der Klöckner Zechen im Ruhrgebiet gebaut und war zu der Zeit das größte Blockkraftwerk auf Steinkohlebasis in Deutschland. Block 1 wurde 1958 in Betrieb genommen. Danach entstand mit dem Block 2 ein 87 m hoher Naturzug-Kühlturm als einer der damals größten der Welt. Der ebenfalls gebaute 230 m hohe Schornstein wurde als „Deutschlands höchster Raucher“ bekannt.Aber was hat das Steinkohlekraftwerk Castrop-Rauxel mit der Hochschule Nordhausen zu tun? Mehr als manch einer denkt: „Für die Hochschule ist neben einer sehr guten Lehre und Forschung ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild des Campus von Bedeutung. Dazu gehören ideal auch technische Monumente. Im Rahmen der Konzipierung des Schwerpunkts Energiesysteme des August-Kramer-Instituts und folgend des Studiengangs Regenerative Energietechnik hatte ich den Gedanken, ein zum Thema passendes Objekt auf der Freifläche an der Campuszufahrt Hallesche Straße aufzustellen“, so Prof. Matthias Viehmann, welcher als Professor für Industrieelektronik tätig ist und von 2006 bis 2008 Direktor des August-Kramer-Instituts war.Bei dem Vorhaben kam ihm die Bekanntschaft mit einem leitenden Mitarbeiter der Firma Balcke Dürr/SPX Company entgegen – einem Unternehmen, welches im Kraftwerkbau und -service tätig ist. Das Unternehmen war damals, die Rede ist von 2008, in die Abrissarbeiten des Kraftwerks Castrop-Rauxel involviert. Es ergab sich die Möglichkeit, das bereits zu dem Zeitpunkt stillgelegte Steinkohlekraftwerk Castrop-Rauxel zu besichtigen, um nach interessanten Objekten Ausschau zu halten. „Vorort wurden Prof. Viktor Wesselak, erster berufener Professor für den Studiengang Regenerative Energietechnik, und ich durch das Kraftwerk geführt. Zeitweise mussten wir aufgrund des Zustands des Kraftwerks im Inneren enge und durchaus schmutzige Stellen durchqueren. Nach dem Rundgang entschieden wir uns letztendlich für einen Hochspannungsschalter und einen Turbinenläufer“, so Prof. Viehmann.Als im April 2008 die Abrissarbeiten forciert wurden, konnte durch den bekannten Firmenmitarbeiter der Transport der beiden Gegenstände nach Nordhausen organisiert werden. Im Rahmen der Errichtung des Instituts für Regenerative Energietechnik an der Halleschen Straße entstanden die Fundamente für den Turbinenläufer und den Hochspannungsschalter. Anschließend wurden der ca. 8 m hohe Hochspannungs- oder auch Freifeldschalter, der dem Zu- und Abschalten der Freileitung diente, und der Turbinenläufer auf der Freifläche aufgestellt. Bei letzterem handelt es sich um den Läufer einer Speisepumpenantriebsturbine, welche im Wasser-Dampf-Kreislauf eines Kraftwerks für den Prozessdruck sorgte. „Ursprünglich hatte ich eine Lackierung des Turbinenläufers vorgesehen. Letztendlich entschied ich mich aber für seinen Originalzustand und ergänzte die Exponate mit einer kleinen Schautafel. Mein Dank gilt der Firma Balcke Dürr/SPX Company, speziell meinem dort tätigen Bekannten, für die kostenlose Bereitstellung der beiden Teile, dem Kollegen Wesselak für die Organisation der Fundamente und nicht zuletzt dem stets hilfsbereiten Hausmeisterteam für die Anbringung der Schautafel“, so Prof. Viehmann.So kam es, dass der Hochspannungsschalter sowie der Turbinenläufer die Besucher der Hochschule aus Richtung Hallesche Straße empfangen und als Objekte der Technikgeschichte zum Erscheinungsbild der Hochschule beitragen.(Artikel: Elisa Noack / Fotos: Tina Bergknapp)