** Blogpostreihe des InterdisziplinÀren Projekts Interpersoneller Gewalt**
Sexuelle BelĂ€stigung ist in unserer heutigen Gesellschaft ein heikles und oft auch unausgesprochenes Thema. Vor allem wenn sexuelle BelĂ€stigung am Arbeitsplatz stattfindet, wissen viele BeschĂ€ftigte dies oft nicht einzuschĂ€tzen und haben eine höhere Hemmschwelle etwas dagegen zu unternehmen. Dabei ist sexuelle BelĂ€stigung am Arbeitsplatz jedoch keine Seltenheit. Laut einer Umfrage der Antidiskriminierungsstelle aus dem Jahr 2015 hat die HĂ€lfte aller BeschĂ€ftigten in Deutschland bereits einmal sexuelle BelĂ€stigung selbst erlebt oder beobachtet. Auch nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist sexuelle BelĂ€stigung verboten und bedarf sofortigem Handlungsbedarfes seitens der ArbeitgeberInnen. Ebenso haben ArbeitnehmerInnen Rechte und Handlungsmöglichkeiten mit denen sie sich schĂŒtzen können. So haben sie beispielsweise das Recht ihre Arbeit zu verweigern und niederzulegen. Es herrschen also Schutzmechanismen vor, die sowohl den ArbeitgeberInnen als auch den ArbeitnehmerInnen verschiedene Handlungsmöglichkeiten bieten.
Sexuelle BelĂ€stigung ist eine Art der âSexuellen Gewaltâ. Unter diesem Begriff versteht man einen Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung eines Menschen. Es ist ein
sexuell motiviertes Verhalten, das die WĂŒrde des Opfers verletzt. Oft halten jedoch Scham und Angst die Opfer davon ab sich zu wehren oder um Hilfe zu bitten. Nur jede_r fĂŒnfte ArbeitnehmerIn weiĂ, dass ArbeitgeberInnen seine Mitarbeitenden vor BelĂ€stigungen jeglicher Art schĂŒtzen muss.
Am hĂ€ufigsten erlebt werden verbale Formen sexueller BelĂ€stigung. Frauen erleben tendenziell eher physische BelĂ€stigungen, MĂ€nner hingegen hĂ€ufiger visuelle und verbale BelĂ€stigungsformen. Jede_r 2. Befragte hat gesetzlich verbotene BelĂ€stigungen am Arbeitsplatz schon einmal erlebt oder beobachten können. Jede 6. Frau und jeder 14. Mann stuft das Erlebte explizit als âsexuelle BelĂ€stigungâ ein. Als TĂ€terInnen benennen sowohl MĂ€nner als auch Frauen am hĂ€ufigsten MĂ€nner.
Doch wo verlĂ€uft die Grenze? Und vor allem: Was können ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen dagegen tun? Und was ist Sexuelle BelĂ€stigung eigentlich? Viele Betriebe und Unternehmen haben Gleichstellungsbeauftragte etabliert, die im Falle einer sexuellen BelĂ€stigung am Arbeitsplatz als erste AnsprechpartnerInnen fungieren. An dieser Stelle erhalten Betroffene Hilfestellung. Es gibt jedoch auch Anlauf- und Beratungsstellen die unabhĂ€ngig von der jeweiligen ArbeitsstĂ€tten Hilfe anbieten können. So kann man sich grundsĂ€tzlich bei der örtlichen Polizei melden und Anzeige erstatten. Aber auch ehrenamtliche Organisationen wie der Weisse Ring helfen Opfern von sexueller BelĂ€stigung am Arbeitsplatz. Anonyme und direkte Beratung kann auch durch das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen erfahren werden, welches in solchen FĂ€llen als Ansprechpartner, sowohl fĂŒr Frauen als auch fĂŒr MĂ€nner in der beschriebenen Situation zur VerfĂŒgung steht und in der Regel 24 Stunden erreichbar.
Wenn nun aber ArbeitgeberInnen dazu verpflichtet sind, ihre ArbeitnehmerInnen zu schĂŒtzen, wie kann es dann ĂŒberhaupt zu sexuellen Ăbergriffen kommen? Die Ursachen fĂŒr BelĂ€stigungen können ganz verschieden sein. In unserer Gesellschaft kann durch das hierarchische GefĂŒge ein ĂberlegenheitsgefĂŒhl ausgelöst werden. Dieses GefĂŒhl fĂŒhrt meistens zu einem Machtmissbrauch um die Opfer zu erniedrigen. Nicht zuletzt werden die Opfer solcher Ăbergriffe beschuldigt eine mögliche sexuelle BelĂ€stigung aufgrund von knapper oder aufreizender Kleidung absichtlich hervorgerufen zu haben. Dadurch wird den Opfern die Schuld an der sexuellen BelĂ€stigung gegeben. Wichtig ist, dass keinem Opfer einer sexuellen BelĂ€stigung die Schuld darangegeben werden darf.
Doch egal, welche Ursachen es fĂŒr eine mögliche Form von BelĂ€stigung gibt, die Folgen sind in jedem Fall belastend und gravierend.  Es kann zu Schuld- sowie EkelgefĂŒhlen und dem Verlust des SelbstwertgefĂŒhls fĂŒhren. Die Folgen zeigen sich auch im Berufsleben. Dort kommt es meist zur Aufgabe des BeschĂ€ftigungs- oder AusbildungsverhĂ€ltnisses oder der Karriere. Oft folgt darauf dann eine langfristige Arbeitslosigkeit. Diese langwierigen Folgen belasten das Leben der Opfer dauerhaft und werden von den TĂ€tern oft nicht bedacht. Als Betroffene_r einer sexuellen BelĂ€stigung ist es jedoch schwer sich jemandem anzuvertrauen und den Ăbergriff gegen eine_n mögliche_n Kollegen/Kollegin öffentlich zu machen, da eine gesellschaftliche Dauerbelastung vorherrscht. Dies bedarf einer groĂen Ăberwindung und kein Opfer von sexueller BelĂ€stigung sollte sich von dem TĂ€ter abhĂ€ngig machen und diesen decken.
(Beitrag und Flyer: Melanie Brand, Yannik Mönxelhaus, Jonas Brennecke und Christian Weisbrod)