Geschrieben von Tina am 2. Dezember 2022
Allgemein
Für uns waren es nur drei Stunden, die wir abgeschottet von der Außenwelt im Gefängnis verbrachten; für die Inhaftierten sind es jedoch mehrere Jahre, denn die JVA Tonna ist auf Langzeitstrafen von männlichen Straftätern spezialisiert. Ausgebrochen sei hier noch niemand, berichtete uns Frau Rost vom Sozialen Dienst. Dafür sorgen die Zäune und die hohe Betonmauer der 2002 eröffneten Anstalt.
In unserer umfangreichen Führung ging es zunächst in ein Hafthaus, wo wir auch eine Zelle besichtigen konnten. Trotz der winzigen Größe hatte der Gefangene es geschafft, sie ein wenig wohnlich herzurichten. Anders sah es in den besonders gesicherten Zellen aus, hier wurde uns ein gekachelter Raum gezeigt, in dem nichts weiter als eine Matte lag. In diesen „Schlichtungsbereich“ kommen Inhaftierte, die in Haft gewalttätig werden. Schön sei das nicht, aber manchmal notwendig, berichtete Frau Rost, als sie unsere betroffenen Gesichter sah.
Eine entspanntere Atmosphäre herrschte in den Werkstätten. Ob in der Wäscherei oder der Gärtnerei, die Mitarbeitenden gaben uns bereitwillig Auskunft über ihre Arbeit und beantworteten die vielen Fragen der Studierenden. Man bekam den Eindruck, dass in der JVA Tonna überwiegend ein respektvoller Umgang mit den Inhaftierten stattfindet. Doch trotz des regen Interesses der Studierenden, konnten sich diese nur vereinzelt vorstellen, im Gefängnis zu arbeiten, denn wohl wie in keinem anderen Arbeitsfeld, wird hier das Doppelmandat der Sozialen Arbeit deutlich. Die überwiegend verbeamteten Mitarbeitenden arbeiten in einem klar abgesteckten Rahmen, wo die Spielräume für neue Ideen begrenzt sind und die Sicherheit im Vordergrund steht, so werden zum Beispiel auch die Plätze im offenen Vollzug in der JVA Tonna nur wenig genutzt.