** Blogpostreihe des InterdisziplinÀren Projekts Soziale Lebens- und Problemlagen 2.0 **

„Die Jugend von heute – so etwas hĂ€tten wir uns nicht getraut.“ – Ein Satz, dem wohl viele schon mal begegnet sind. Doch ist die „Jugend von heute“ tatsĂ€chlich anders, als die, der „alten Schule“?

Graffitis sprayen, wĂ€hrend einer Freizeit etwas unter das Bett des Zimmermitbewohnenden kritzeln oder, vielleicht als Mutprobe, eine Kleinigkeit im Supermarkt mitgehen lassen oder eine Zigarette rauchen – vielen, heute (jungen) Erwachsenen sind solche Taten nicht unbekannt. Vielleicht entlockt ihnen die Erinnerung daran auch ein leichtes Schmunzeln, weil sie es mit ihrer Jugendzeit verbinden. Erinnerungen sollen behalten werden, sie sind Teil unserer Geschichte, allerdings darf dabei folgender Fakt nicht vergessen werden: All diese Taten fallen unter den Begriff „JugendkriminalitĂ€t“ – aus welchen BeweggrĂŒnden auch immer sie begangen worden sind.

Bei den eigenen ErzĂ€hlungen erwischt man sich dabei vielleicht, wie man eine Tat als weniger gefĂ€hrlich einstuft, als sie eigentlich war. „Ach, wir haben doch ‚nur mal‘ eine Zigarette geraucht. Vielleicht auch zwei. Heimlich, hinter der Turnhalle 
‘ – ja, das ist eine Straftat. Ja, es ist nicht so schlimm als eine wirkliche Sucht zu entwickeln, aber es bleibt ein Vergehen. „Und da war dann an der BahnunterfĂŒhrung so eine Wand, dort haben wir uns verewigt. Das steht da heute noch!“ – dasselbe Prinzip. Auch hier: JugendkriminalitĂ€t. Und man kann sie sich sogar „heute noch“ ansehen.

Die gerade genannten Beispiele und weitere, welche man sich in diesem Maß vorstellen kann, sind natĂŒrlich nicht solche Vergehen, dass man dafĂŒr eine langjĂ€hrige GefĂ€ngnisstrafe zu erwarten hĂ€tte und dennoch können sie als „Einstiegsdelikte“ gesehen werden. Um solche ersten Vergehen zu erkennen und zu verstehen hat die Stadt Essen ein Projekt gegrĂŒndet mit dem Namen „Kurve kriegen“ – dort arbeiten verschiedene Professionen, wie beispielsweise die Polizei, Sozialarbeitende und Psychologen zusammen mit Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern, um Straftaten vorzubeugen oder bereits straffĂ€lliges Verhalten zu verstehen und Alternativen aufzuzeigen.

Die Ursachen fĂŒr KriminalitĂ€t sind verschieden: relative oder tatsĂ€chliche Armut, das soziale Umfeld, das Elternhaus oder gar die geerbte Veranlagung zu einer eher aggressiven Ausdrucksweise, etc. Hier kann man viele verschiedene Dinge nennen – wenn man sich an diesem Punkt an seine eigene Jugend erinnert, dann fĂ€llt vielleicht auch auf, dass man selbst auch einfach mal rebellisch sein wollte, weil es sich in dem Moment gut angefĂŒhlt hat. Durch eine Statistik der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung von den Jahren 1990-2015 wird deutlich, dass in den 2000ern die JugendkriminalitĂ€t ihren Hochpunkt hatte. Aber auch in den AnfĂ€ngen dieser Aufzeichnung der Straftaten wird deutlich, dass die „alte Schule“ kein unbeschriebenes Blatt war und auch Straftaten begangen hat. Die Zahl der Straftaten von Jugendlichen ist rĂŒcklĂ€ufig – und besonders diesen Satz sollte man den Leuten ans Herz legen, die behaupten „So etwas hĂ€tten wir frĂŒher nicht gemacht!“, getreu dem Motto: „Immer erst an die eigene Nase fassen.“

(Beitrag von Stefanie Ludwig, Julia Kreutz, Sarah Kinitz; Foto: Clem Onojeghuo – unsplash.com)