Ein studentischer Exkursionsbericht
FĂŒr uns waren es nur drei Stunden, die wir abgeschottet von der AuĂenwelt im GefĂ€ngnis verbrachten; fĂŒr die Inhaftierten sind es jedoch mehrere Jahre, denn die JVA Tonna ist auf Langzeitstrafen von mĂ€nnlichen StraftĂ€tern spezialisiert. Ausgebrochen sei hier noch niemand, berichtete uns Frau Rost vom Sozialen Dienst. DafĂŒr sorgen die ZĂ€une und die hohe Betonmauer der 2002 eröffneten Anstalt.
In unserer umfangreichen FĂŒhrung ging es zunĂ€chst in ein Hafthaus, wo wir auch eine Zelle besichtigen konnten. Trotz der winzigen GröĂe hatte der Gefangene es geschafft, sie ein wenig wohnlich herzurichten. Anders sah es in den besonders gesicherten Zellen aus, hier wurde uns ein gekachelter Raum gezeigt, in dem nichts weiter als eine Matte lag. In diesen âSchlichtungsbereichâ kommen Inhaftierte, die in Haft gewalttĂ€tig werden. Schön sei das nicht, aber manchmal notwendig, berichtete Frau Rost, als sie unsere betroffenen Gesichter sah.
Eine entspanntere AtmosphĂ€re herrschte in den WerkstĂ€tten. Ob in der WĂ€scherei oder der GĂ€rtnerei, die Mitarbeitenden gaben uns bereitwillig Auskunft ĂŒber ihre Arbeit und beantworteten die vielen Fragen der Studierenden. Man bekam den Eindruck, dass in der JVA Tonna ĂŒberwiegend ein respektvoller Umgang mit den Inhaftierten stattfindet. Doch trotz des regen Interesses der Studierenden, konnten sich diese nur vereinzelt vorstellen, im GefĂ€ngnis zu arbeiten, denn wohl wie in keinem anderen Arbeitsfeld, wird hier das Doppelmandat der Sozialen Arbeit deutlich. Die ĂŒberwiegend verbeamteten Mitarbeitenden arbeiten in einem klar abgesteckten Rahmen, wo die SpielrĂ€ume fĂŒr neue Ideen begrenzt sind und die Sicherheit im Vordergrund steht, so werden zum Beispiel auch die PlĂ€tze im offenen Vollzug in der JVA Tonna nur wenig genutzt.