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Gewalt in der häuslichen Pflege

Geschrieben von am 31. Oktober 2018

Fachbereiche, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Gewalt in der häuslichen Pflege

** Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Interpersoneller Gewalt**

Gewalt gibt es überall und die häusliche Pflege stellt keine Ausnahme dar. Doch gilt es als ein tabuisiertes Thema, wodurch es nur wenige Studien bezüglich des Themas gibt und auch nur wenig über die Geschehnisse aufgeklärt wird. Häufig wollen pflegende Angehörige nicht gewalttätig sein, wissen sich jedoch nicht anders zu helfen oder sind sich nicht über die Folgen ihres Handelns bewusst. Dies zeigt sich besonders, wenn man sich die unterschiedlichen Gewaltarten ansieht. So gibt es neben der bekannten körperlichen Gewalt (z.B. Schlagen, heftiges Zerren an den Haaren beim Kämmen, etc.) auch:• Seelische Gewalt (z.B. Auslachen, Bestrafen)• Vernachlässigung (z.B. mangelnde Gesundheitsversorgung,)• Freiheitsentziehende Maßnahmen (z.B. Festbinden, Sedierung mit Medikamenten)• Finanzielle Gewalt (z.B. Kontrolle über eigenes Kapital entziehen, Wertgegenstände entwenden)Anhand einer erhobenen Statistik des Bonner Notruftelefons stellt die häufigste Gewaltform psychische Gewalt dar. Hierbei handelt es sich zu 45% um seelische Misshandlungen oder Vernachlässigungen, ca. 75% der Opfer waren weiblich. Auch wurden ca. 25% der Befragten fixiert, hierbei wurden die meisten Fixierungen prophylaktisch angewandt. 16,2 % der männlichen und 10,6% der weiblichen Befragten erlebten nach eigener Äußerung eine Missachtung der eigenen Würde oder Autonomie. Für alle Arten der Gewalt gibt es verschiedene Beweggründe. Neben dem Aufzeigen von Machthierarchien sind Überforderung und Nichtkenntnis über angemessene Pflege die häufigsten Gründe für Gewalt in der häuslichen Pflege. Zum Beispiel neigt eine nicht ausgebildete Pflegekraft eher dazu die zu pflegende Person bei Unruhe zu fixieren, um z.B. Sturzverletzungen zu verhindern. Jedoch gelten auch wohlgemeinte Fixierungen als Gewalt und führen zu sowohl körperlichen als auch seelischen Folgen bei dem/r Pflegebedürftigen. Mögliche Folgen sind z.B. Schlaflosigkeit oder selbstverletzendes Verhalten. Aber auch im allgemeinen Verhalten zeigen sich Veränderungen. Die Ausprägungen des Verhaltens sind sehr individuell, so wirken manche aggressiv, während sich der/die nächste Pflegedürftige eher zurückzieht und als schüchtern, ängstlich oder schreckhaft beschrieben werden würde.Um Gewalt in der häuslichen Pflege zu verhindern, ist es wichtig eine angemessene Pflege zu erlernen, z.B. in Kursen für pflegende Angehörige, und sich über entlastende Angebote zu informieren. Diese Entlastungen können finanziell oder zeitlich sein. Finanzielle Unterstützung gibt es für mehrere Bereiche. Neben dem Pflegegeld nach den Pflegegraden kann man z.B. Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, Treppenlift, Um- bzw. Neubau sowie Krankenfahrten beantragen. Auch gibt es die Möglichkeit, dass die Rentenbeitragszahlung eines/r pflegenden Angehörigen von der Pflegeversicherung übernommen wird, sodass man trotz Ausstieg aus dem Beruf eine gesicherte Rente bekommt. Zeitliche Unterstützungen werden in Form von verschiedenen Pflegeformen geboten:• KurzzeitpflegePflege von bis zu 8 Wochen in einer stationären Einrichtung• TagespflegeTagsüber Freizeit in einer Einrichtung, Pflege und Nachtschlaf zuhause• Nachtpflegenachts in einer Einrichtung, tagsüber zuhause• VerhinderungspflegePflegekraft vertritt pflegende/n Angehörige/n• Außerklinische IntensivbetreuungLeben im gewohnten Umfeld, trotz notwendigen, intensivmedizinischen Leistungen• Ambulante PalliativpflegeHäusliche Pflege eines/r Sterbenden durch ein geschultes TeamDurch diese Angebote wird ermöglicht, dass ein/e pflegende/r Angehörige/r sich in allen Lebenslagen angemessen, mit der notwendigen Unterstützung um den/die Pflegebedürftige kümmern kann, sodass Überforderung keinen Grund mehr für Gewalt in der häuslichen Pflege darstellt.(Beitrag und Flyer: Laura Anschlag, Moritz Fischer, Erik Herfurth)

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