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FHN @ Hannovermesse 2013

Geschrieben von Tina am 23. April 2013

Allgemein

FHN @ Hannovermesse 2013

Auf der Hannovermesse 2013 präsentierten die Forscher der Fachhochschule Nordhausen (FHN) bereits zum zehnten Mal ihre aktuellen Forschungsergebnisse. Seit nunmehr fünf Jahren ist der Fachbereich Umwelt- und Recyclingtechnik vor Ort vertreten. Neben der Veröffentlichung aktueller Forschungsergebnisse bildete dieses Jahr die Information über die Studienschwerpunkte an der FHN einen wichtigen Schwerpunkt. Nicht nur das anschaulich dargestellte Studienangebot, sondern auch die einfallsreich präsentierte Technik in Form eines Unterdrucktrenner-Modells bot den angehenden Studierenden einen ersten Eindruck der Bildungsmöglichkeiten an der FHN.

Die aktuellen Forschungsschwerpunkte “Leichtstoffrecycling und Korrosionspotential” fanden regen Zuspruch von Seiten des Fachpublikums. Ziel des Verbundprojektes Leichtstoffrecycling ist die Verbesserung der Technologie zur Aufbereitung von Leichtverpackungen des Dualen System Deutschland (DSD). Zwei Module, die bis Ende 2013 gemeinsam mit dem Projektpartner Schulz & Berger Luft- und Verfahrenstechnik GmbH aus Altenburg bearbeitet werden, sind der Unterdruck-Trenner (UDT) zur Abtrennung flächiger Bestandteile wie Folien und der pneumatische Sacköffner. Beim UDT stehen Folienreinheit, Folienausbringen sowie die Verbesserung und Optimierung der Aufbereitungstechnologie im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten. Der pneumatische Sacköffner öffnet kontaktlos bei einem Druck von ca. 5 bar die DSD Säcke ohne den bisherigen mechanischen Verschleiß. Die einfache verfahrenstechnische Einbindung auf das entsprechende Produktband und die gezielte Inbetriebnahme des Sacköffners erhöhen die Flexibilität bezüglich differenzierender Produktströme. Die strömungsoptimierte Auslegung und geometrische Anordnung der Druckluftdüsen zur weiteren Effizienzsteigerung bilden den aktuellen Forschungsschwerpunkt. Anhand des niedrigen Druckbereichs werden die Kosten für die Drucklufterzeugung auf ein Minimum reduziert. Weiterhin ist der Sacköffner vollautomatisiert und kann somit zügig in die bestehende Anlage ein gebunden werden. Mit der neuen Maschinentechnik ist das Recycling nicht nur ökonomisch vertretbar, sondern darüber hinaus ökologisch verträglich gestaltet.

In EBS-Verbrennungsanlagen werden sowohl organische als auch anorganische Chlorverbindungen freigesetzt. So führen beispielsweise hohe Ablagerungen anorganischer Chlorverbindungen zu einer Korrosion in den Dampferzeugern. Daher ist es angebracht eine Differenzierung der beiden Bindungsarten anzustreben und analytisch zu belegen. Derzeit wird die Bestimmung des Chlorgehaltes über eine Verbrennung im Bombenkalorimeter und anschließender Absorption der Chloridionen in einer entsprechenden Lösung durchgeführt. Die in der Absorptionslösung enthaltenen Chloridionen werden im Anschluss im Ionenchromatographen bestimmt. Allerdings werden hier die in der Schlacke verbleibenden Chloranteile nicht berücksichtigt. Die Bestimmung des anorganisch gebundenen Chlors wird mittels Elution/Extraktion bestimmt. Alternativ hat die FHN die Methode der Bestimmung des anorganischen Chlors über die beim Verpressen des EBS austretende Flüssigkeit entwickelt. In Ergänzung an die bestehende Analysenmethodik wird die Bestimmung des Chlor gesamt über eine RFA angestrebt. Ziel ist die Entwicklung von Standards für die Kalibrierung der RFA für EBS. Dabei dienen verschiedene EBS und Modellgemische als Grundlage für die  zu entwickelnden Standards. Die zügige Analyse des Brennwertes und des anorganischen Chlorgehaltes ermöglicht es den Betreibern von Verbrennungsanlagen ihren jeweiligen Brennstoff optimal anzupassen und somit nicht nur Ressourceneffizient sondern auch Ressourcenschonend zu arbeiten.

Frau Ministerpräsidentin Lieberknecht wurde auf der Hannovermesse 2013 von den Forschern der FHN über den aktuellen Stand der Forschungsprojekte informiert. Zudem wurde die Notwendigkeit einer Wertstoffwende aufgezeigt. Nach Meinung der Forschungsgruppe bedarf es neben der Energiewende auch einer Wertstoffwende, welche gleichgestellt in eine breite gesellschaftliche Diskussion eingebracht werden sollte. Damit diese in der Wirkung und Reichweite eine ähnliche Tragweite wie die Energiewende hat, müssen nicht nur technologische Hürden adressiert, sondern auch die soziokulturelle Akzeptanz und die regulativen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hier knüpfen die aktuellen Forschungsprojekte der FHN und deren Partner an, um Akteure aus den Bereichen Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Technik nicht nur zu vernetzen, sondern handlungsfähig gegenüber den gestellten Zukunftsaufgaben zu machen. Diese umfassen neben der Verknappung von Primärenergieträgern auch die Verteuerung von strategischen Rohstoffen wie z. B. Tantal für die Halbleiterindustrie. Gerade die Substitution von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe enthält das Potenzial nicht nur kostengünstiger, sondern im Wesentlichen auch ressourcenschonender zu produzieren. So wurden 2009 rund 43 Prozent der Kunststoffe aus dem DSD werkstofflich, ca. acht Prozent rohstofflich und etwa 38 Prozent energetisch verwertet. Durch Anwendung von neu entwickelten Sortierverfahren kann die Quote für die energetische Verwertung weiter reduziert werden. Nach Kenntnis der Bundesregierung (Drucksache, 17/12806) haben nahezu alle sortierten Produkte einen positiven Marktwert. Dies gilt sowohl für die getrennt erfassten Wertstoffe wie Glas und Papier aber auch für die aus dem DSD stammenden Verpackungsmaterialien. Waren bisher Mischkunststoffe in der Regel nur unter Zuzahlung verwertbar, so ist ein deutlicher Abwärtstrend dieser Kosten zu beobachten. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten Mischkunststoffe künftig mit Erlösen verkauft und einer werkstofflichen bzw. rohstofflichen Verwertung zugeführt werden.

Die Präsenz auf den Leitmessen bietet für die Forschungsgruppe ein wichtiges Podium, um Anregungen und technische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Ebenso spiegeln die zahlreichen internationalen Kontakte den Bedarf an effektiven Recyclingtechnologien wieder. Neben der anhaltenden Nachfrage aus asiatischen Ländern, ist eine Zunahme des Interesses aus den Nordafrikanischen Staaten und Osteuropa zu spüren. Gelingt es, die neuen Technologien nicht nur in Deutschland zu etablieren, sondern darüber hinaus auch zu transferieren, so kann eine effektive Kreislaufwirtschaft auf internationaler Ebene geschaffen und ausgebaut werden.

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