Geschrieben von Tina am 26. Juli 2019
Allgemein
von: Lars Hüser (Fachschaftsrat RET)
Sommer, Sonne, Strand und Studium. Diese Worte haben für Studierende der Ingenieurwissenschaften kürzlich mehr als nur zusammengefunden. Fünfundvierzig junge und wissbegierige Menschen zogen Anfang Juli los in Richtung Ostsee, um nicht nur Strand und Wasser zu genießen, sondern auch um hochinteressante Konstruktionen unserer damaligen & heutigen Zeit in direkten Augenschein zu nehmen.
Freitag:
Es war keine Ausfahrt für Langschläfer. Die einen oder anderen Augenringe konnten am Freitagmorgen um 6:15 Uhr beim Gepäckeinladen gesichtet werden, bevor sich unser Bus pünktlich gegen 6:35 Uhr in Bewegung setzte. :)
Nach ein paar Stunden Fahrt mit dem besten Busfahrer der Welt war der erste Höhepunkt erreicht: Die Fusionsanlage Wendelstein 7-X. Kernstück der Anlage ist ein kreisförmiger Magnetfeldkäfig mit einem Radius von 5,5m, welcher etwas näher unter die Lupe genommen wurde. Aus erster Hand wurde der Stellarator gezeigt und ausführlich erklärt. Derzeit wird die Kraftwerkseignung dieses Bautyps getestet, bei dem ein speziell optimiertes Magnetfeld für den Einschluss von Plasma sorgt. Im Jahr 2002 wurde in Garching das Vormodell Wendelstein 7-AS getestet, bei dem sich gezeigt hatte, dass man Plasma durch Optimierung in gewünschter Weise verändern kann.
Nun soll die Richtigkeit dieses Optimierungskonzepts überprüft werden und darüber hinaus die technischen Vorbedingungen für den Dauerbetrieb von 30 min eines heißen Fusionsplasmas (Temp. Elektronen: ca. 150 Mio K) untersucht werden.
Die schiere Unmenge an Messgeräten, die Kommandozentrale und die Versuchshalle mit dem vorhandenen Stellarator haben uns ein Gefühl vermittelt, welche Größendimension dieses Projekt hat.
Beeindruckt, mit vielen Impressionen ausgestattet und hungrig, begaben wir uns zur Jugendherberge. Wir checkten ein, testeten kurz das Bett und verspeisten anschließend die erste Mahlzeit in der Jugendherberge. Der offizielle Part der Tour für den ersten Tag fand damit auch schon sein Ende.
Aber wir wären ja keine Studierenden, wenn wir abends nichts mehr machen würden.
Nach dem Abendessen wurde die Greifswalder Altstadt unsicher gemacht und der Tag bei Sonnenschein und einem Feierabendbierchen am Hafen ausgeklungen.
Samstag:
Putzmunter ging es auch am nächsten Morgen ab 7:30 Uhr wieder los mit dem Frühstück und der Busfahrt nach Usedom.
Das Historisch-Technische Museum in Peenemünde und der Usedomer Strand standen für uns heute auf dem Programm. Auf einem riesigen Areal der Insel wurden während des zweiten Weltkrieges erste Raketen entwickelt, gebaut und getestet. Das Museum zeigt die “Versuchsanstalten Peenemünde”, welche 1936-1945 das größte militärische Forschungszentrum Europas waren. Unter deutscher Führung wurde hier die Aggregat 4 (bekannter: V2) konstruiert und gegen Länder wie Großbritannien oder Frankreich eingesetzt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geriet der Standort unter Beschuss und die Produktionsstätte musste verlegt werden. Ab Januar 1945 bis zum Sturz des NS-Regimes wurde im Stollen des KZ Mittelbau-Dora die V2 weiterproduziert. Per Audioguide oder einer Führung konnte diese spannende Tour durch die Zeit miterlebt werden. Dabei wird durchaus immer kritisch die Rolle der Ingenieure gesehen, die nur für den technischen Fortschritt gelebt, sich aber wissentlich gegen Menschenleben entschieden haben.
Nach circa zweistündigem Aufenthalt auf dem HTM-Gelände konnte das Erlebte nun bei einem leckeren Fischbrötchen am anliegenden Hafen, mit Ausblick auf ein russisches U-Boot, erstmal verarbeitet werden.
Nicht nur die Ostsee vor der Nase zu haben, sondern sie auch zu erleben, das war unser nächstes Etappenziel. So stürzten sich anschließend richtige Wasserratten begeistert in die Fluten am Strand von Zinnowitz. Bei Volleyball, Frisbee, Football & Flunkyball wurde sportlich an die Leistungsgrenze gegangen. Wem das zu viel Trubel war, der hatte aber auch gleichzeitig die Chance, einfach den wunderschönen, kilometerlangen Strand zum Abschalten entlangzugehen.
In jedem Fall: zurück zur Jugendherberge & damit auch zum Abendessen, ging es mit guter Stimmung. Das Abendprogramm erstreckte sich über einen Spieleabend im Hostel, einer weiteren Erkundungstour der Altstadt, bis hin zum lockeren Pizzaessen.
Sonntag:
Das letzte Highlight der Exkursion war ein Besuch im Kernkraftwerk Lubmin. Wer schon immer mal einen Blick in einen Reaktor werfen wollte, konnte dies hier ohne Gefahr tun. Der Kraftwerksblock ging nie in Betrieb. Allerlei spannende Informationen konnten aufgegriffen werden und es war eindrucksvoll zu sehen, wie viele Rohrzu- und Rohrableitungen sich doch irgendwie sinnvoll durch Unmengen an Stahlbeton und rostfreiem Stahl durchschlängeln können. Parallel zu einer Führung im Kernkraftwerk, hatte die jeweils andere Gruppe Zeit noch am Strand von Lubmin schöne, letzte Eindrücke der Küstenlandschaft einzufangen.
Mit Blick auf die Insel Rügen wurde der Rest des Tages im Strandbad Lubmin genossen.
Erschöpft, abgerackert, aber zufrieden über das Erlebte, so machten wir uns, die Studierenden der HSN, wieder auf den langen Rückweg nach Nordhausen. Gestartet um 16:30 Uhr, erreichten wir gegen 24 Uhr unseren Bestimmungsort.
Positives Erlebnis
Eure bisherigen Rückmeldungen an uns waren durchweg positiv, worüber wir uns sehr freuen. Wir wollen uns auch bei allen Teilnehmern bedanken! Ohne euch wäre diese “Exkursion Greifswald” nie zu Stande gekommen! Uns hat es als Organisatoren/-innen sehr viel Spaß gemacht, euch/uns etwas derartig Großes zu Planen und durchzuführen. Dieses Mammutprojekt hat durch das Zusammenspiel mehrerer Parteien funktioniert, welche wir hier nicht unerwähnt lassen wollen. Zum Einen wollen wir einen großen Dank an unseren Fachbereich Ingenieurwissenschaften richten, der die Fahrtkosten für die Exkursion übernommen hat. Zweitens geht auch ein großes Dankeschön an den Stura, der gut für die Hälfte der Übernachtungskosten eingestanden ist. Als dritte Partei seid ihr, liebe Studierende, zu nennen. Mit eurem Eigenanteil haben wir alle Kosten decken können.
Das gesamte Projekt “Ostsee” hat gezeigt, dass durch Eigeninitiative der Studierenden und der Unterstützung der Hochschule, sich alle Möglichkeiten auftun, das Studium selbst gestalten zu können.
Es war eine unvergessliche Erfahrung, welche einigen von uns definitiv noch lange im Gedächtnis bleiben wird und die wir später, rückblickend auf unser damaliges Studium, damit verbinden werden!