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Ein Job mit bester Aussicht

Geschrieben von Tina am 16. März 2015

Allgemein, Ingenieurwissenschaften

Ein Job mit bester Aussicht

Job mit bester AussichtWindräder sind aus unseren Landschaften nicht mehr wegzudenken – dabei sind sie gleichermaßen imposant wie auch für viele Menschen unästhetisch. Und dennoch sind sie eine effektive und vor allem saubere Alternative zu konventionellen Methoden der Stromerzeugung. Seit 2003 werden an der Hochschule Nordhausen im Studiengang Regenerative Energietechnik junge Frauen und Männer zu Ingenieuren ausgebildet, die ihr berufliches Tätigkeitsfeld unter anderem im Bereich Windenergie finden.Zwei junge Männer aus dem zweiten Jahrgang arbeiten heute bei einer Ingenieurgesellschaft, die sich auf die Überprüfung von Windenergieanlagen spezialisiert hat. Während Sebastian Schwarzburger sich mit der Inbetriebnahme und Überprüfung solcher Anlagen befasst, nimmt sein Kommilitone Marcus Drößler neben Bauüberwachungen und Inbetriebnahmen auch Standsicherheitsprüfungen vor und wird dann gerufen, wenn ein Schaden eingetreten ist. „Es ist ein sehr spannender Job und ganz nebenbei sehen wir viel von der Welt“, berichtet Sebastian Schwarzburger. Er war unter anderem schon in Südafrika bei Prüfungen von Windparks beteiligt.Viel von der Welt sehen sie aber auch aus ganz anderer Perspektive – denn die Überprüfungen der fertigen Windräder erfolgt in schwindelerregenden Höhen von rund 140 Metern. Daran mussten sich die Beiden anfangs erst mal gewöhnen. Auch wenn die Aussicht oft beeindruckend ist, bleibt bei der hochkonzentrierten Arbeit dafür jedoch meist nicht viel Zeit, sagen die beiden Ingenieure.Die Begehung einer solchen Anlage dauert ungefähr einen halben Tag (je nach Situation und Auftrag), die andere Hälfte des Tages verbringen die Gutachter damit, ihre Arbeit zu dokumentieren. Dafür werden zwischen 300 und 1000 Fotos bei einer Begehung gemacht, um den vorgefundenen Ist-Zustand oder gegebenenfalls entstandenen Schaden belegen zu können. Ein errichtetes Windrad soll schließlich möglichst 20 Jahre und länger laufen, damit die hohen Investitionskosten sich rentieren. In dieser Zeitspanne sind die Anlagen vielen verschiedenen und stark wechselnden Belastungen ausgesetzt, die regelmäßige Überprüfungen notwendig machen.Während die Elektrik, Elektronik, Sensorik oder die Hydraulikanlage relativ störanfällig sind, weisen Getriebe und Rotorblätter eher selten Störungen auf. Deren Reparaturen sind allerdings wesentlich aufwendiger und häufig mit Stillstandszeiten verbunden, die hohe Kosten bedeuten. Um dies zu umgehen werden hochmoderne Untersuchungsmethoden angewandt. So wird zum Beispiel Videoendoskopie genutzt, um schwer erreichbare Innenräume zu untersuchen.Wenn man als normaler Bürger mit dem Auto an den riesigen Stromerzeugern vorbei fährt, macht man sich kaum Gedanken darüber, wie wichtig die durchdachte Konstruktion und die regelmäßige Überprüfung sind. „Für diese Arbeiten müssen wir nicht nur extrem höhentauglich sein, sondern auch diverse Sicherheitstrainings durchführen“, erklärt Marcus Drößler. Von zentraler Bedeutung ist dabei der Höhenrettungsschein, bei dem man lernt, sich oder andere aus der großen Höhe zu retten. Solche Ernstfälle treten allerdings höchst selten auf. Für die beiden jungen Ingenieure ist es trotz der waghalsigen Höhe der schönste Beruf, den sie sich vorstellen können.(von Katrin Tschernatsch-Göttling / Fotos: Marcus Drößler)

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