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„Benimm dich nicht wie ein Mädchen! Sei ein Mann!“ – kennst du doch, oder?

Geschrieben von jaana am 13. Juli 2018

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

„Benimm dich nicht wie ein Mädchen! Sei ein Mann!“ – kennst du doch, oder?

** Blogpostreihe des Interdisziplinären Projekts Soziale Lebens- und Problemlagen 2.0 **

 Reiß dich zusammen! Sei ein Mann! Benimm dich nicht wie ein Mädchen! Indianer kennen keinen Schmerz!Diese Sätze bekommt nahezu jeder Junge im Laufe seines Heranwachsens von seinem Umfeld zu hören; aber was bedeutet das heute überhaupt – ein Mann sein? Menschen wird bereits bei der Geburt ein Geschlecht zugeordnet und beigebracht, sich in jener gesellschaftlich anerkannten Geschlechterrolle einzufinden. Was als besonders männlich oder weiblich angesehen wird, ist bereits von der Gesellschaft und den damit einhergehenden Geschlechterrollenstereotypen vorgeschrieben.Als Geschlechterrollen werden Verhaltensweisen verstanden, die in einer Kultur für ein bestimmtes Geschlecht als typisch, angemessen oder akzeptabel gelten. Oftmals wird die, bis heute anhaltende, stereotype Rollenverteilung der beiden biologischen Geschlechter, mit der Aufgabenteilung der Urzeit begründet. Demnach waren sowohl die Jagd, als auch künstlerische Arbeiten wie Wandmalerei reine Männerarbeit. Aktuelle Ausgrabungen, sowie die erneute Prüfung bereits entdeckter Funde, eröffnen jedoch einen unerwartet neuen Blick auf diese bestehenden Annahmen. Bei Ausgrabungen in Stetten an der Donau wurden Gräber entdeckt in denen Frauen Waffen und Männer Handwerkzeug bei sich trugen. Weiterhin zeigten andere Untersuchungen von Höhlen in Spanien und Frankreich, dass entgegen der Erwartungen circa dreiviertel der Handabdrücke neben Wandmalereien von Frauen stammen. Durch die ausgesprochen realistische Darstellung von Tieren, lässt dieses Ergebnis darauf schließen, dass Frauen bei der Jagd anwesend und wohlmöglich auch beteiligt waren. Diese Entdeckungen stellen die Grundlage der Geschlechterstereotypen vollends auf den Kopf.Doch trotz der widerlegten Rollenverteilung distanzieren sich die Antworten laut einer aktuellen Befragungen, was Männer an anderen Männern schätzen und wichtig finden, kaum von den traditionellen Erwartungsbildern an das männliche Geschlecht in den vergangenen Jahrzehnten. Leistungsorientierung, Ehrgeiz, Organisationsgeschick, sowie der Umgang mit technischen Geräten wird von mehr als der Hälfte der männlichen Befragten als eine essenzielle Eigenschaft des männlichen Geschlechts erachtet.Jedoch sind auch, entgegen der Befragung, viele Männer überfordert und verunsichert durch die zunehmend verschwimmenden Grenzen der Geschlechtsmerkmale in der heutigen Zeit. Neben der Emanzipationsbewegung des Feminismus müssen auch Männer beginnen, sich mehr und mehr kritisch mit ihrer bestehenden Geschlechterrolle auseinanderzusetzen. Wachsende Akzeptanz im öffentlichen Raum erleichtert es Männern sich in ihrer Identitätsbildung individuell zu definieren und sich somit von der hypermaskulinen Geschlechterrolle zu lösen. Ob Mann oder Mädchen, das bestimmt heute jede*r selbst für sich…(Beitrag von Ardalan Rezvan Dezfuli, Laura Ludwig, Madlin Firme, Svenja Lotsch)

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