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FAS – eine vermeidbare Tragödie

Geschrieben von Tina am 9. Februar 2015

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

FAS – eine vermeidbare Tragödie

Ein Bericht aus dem Studiengang Heilpädagogik an der Hochschule Nordhausen:Im Wintersemester 2014/ 2015 haben sich einige Studierende des Studiengangs Heilpädagogik unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Seidel im Rahmen eines Interdisziplinären Projekts mit dem Thema „fetales Alkoholsyndrom“ (FAS) beschäftigt.FAS ist ein angeborenes Störungsbild, welches durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft hervorgerufen wird. Alkoholische Getränke erreichen unmittelbar den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes. Alkohol wirkt sich als Zellgift schädigend auf die Zell- und Organentwicklung der Leibesfrucht aus. Unter der „Alkoholspektrumstörung“ (FASD) fasst man alle Ausprägungen der Störungsbilder zu-sammen, die durch die Einnahme von Alkohol der Mutter in der Schwangerschaft verursacht werden. Das Vollbild FAS (s.o.) hat unter den Spektrumstörungen einen Anteil von ca. 10%.Jährlich werden ca. 4.000 Kinder mit FASD in Deutschland geboren (Geburtenzahl 2013: 680.000). Die Dunkelziffer liegt bei 10.000- 15.000 Kinder pro Jahr. Die am häufigsten erworbene Behinderung betrifft alle Gesellschaftsschichten und ist zu 100% vermeidbar.Warum ist Alkohol so gefährlich? Da die Leberfunktion des Kindes noch nicht vollständig entwickelt ist, sinkt der Alkoholspiegel im Körper des Embryos/Fetus deutlich langsamer als bei der werdenden Mutter. Dadurch können lebenslang bleibende Schäden entstehen wie zum Beispiel Wachstumsstörungen, Gesichtsveränderungen, geistige und motorische Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensstörungen und Organschäden.

Quelle: http://www.gesundheit.de/sites/default/files/images/roche/pics/a09522.000-1_big.gif
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Die Diagnosestellung von FAS wird anhand der Leitlinie (Zusammenfassung der Diagnosekriterien und umfassende Beschreibung des Störungsbildes) unterstützt. Diese wurde 2012 das erste Mal im deutschsprachigen Raum veröffentlicht und gilt für Kinder und Jugendliche von 0- 18 Jahren.Eine der Mitwirkenden an der Leitlinie war Frau Dr. Hoff- Emden, welche wir im KMG Reha-Zentrum Sülzhayn im Rahmen einer Exkursion besucht haben. Kompetent wurden wir durch Vorträge von Frau Dr. Hoff- Emden und einer Psychologin über das Störungsbild informiert und haben anschließend mit den Referentinnen diskutiert. Bei einem weiteren Besuch bekamen wir einen Einblick in den Reha- Alltag. Ergo-, Physio-, Psycho- und Musiktherapeuten sowie Sonder-, Neuropädagogen und Logopäden schilderten uns anhand vieler Beispiele Therapiemöglichkeiten und -abläufe.Die Folgen von FAS sind sehr unterschiedlich und vielfältig. Im Bereich des Kindergartens ist häufig das Spielen ohne Anleitung nicht möglich und Freunde des gleichen Alters sind selten. Im Schulbereich haben die Kinder Probleme Verallgemeinerungen, Ursachen und Zusammenhänge zu erfassen und Gelerntes behalten sie nur schwer. Der Abschluss einer Ausbildung ist durch die geistigen Defizite oft erschwert. Auf dem ersten Arbeitsmarkt fällt es den Betroffenen oft nicht leicht einen Arbeitsplatz zu finden und zu behalten.Weitere Informationen:www.fasd-deutschland.dehttp://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/022-025.html

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