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Der Weg zur Digitalen Transformation in 4 Schritten

Geschrieben von Tina am 1. Februar 2019

Fachbereiche, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Der Weg zur Digitalen Transformation in 4 Schritten

Am Freitag, den 18.01.19, fand im Rahmen eines Workshops an der Hochschule Nordhausen eine von Falk Bothe (Director Digital Transformation Office | Volkswagen AG) und Silas Zischka (Masterand Digital Transformation | Volkswagen AG) angeleitete Simulation zum Thema „Digitale Transformation“ statt. Organsiert und möglich gemacht wurde die Veranstaltung durch Herrn Prof. Dr. Lutz Göcke, der somit den Teilnehmern, darunter Professoren und Studierende der Hochschule, einen weitreichenden Einblick und interaktiven Austausch im Hinblick auf die Digitale Transformation in der Automobilindustrie ermöglichte.Vor Veranstaltungsbeginn fanden sich die Teilnehmer im Audimax der Hochschule ein. Dort waren Tische vorbereitet, auf denen sich Kärtchen mit verschiedenen Stationen und Legobauteile befanden. Was es damit auf sich hatte, sollten die Studierenden und Professoren bald erfahren. 

Gemeinsames Verständnis als Basis

Der Workshop startete mit einer Einführung durch Falk Bothe, der einleitend den Hintergrund und das Ziel der durchzuführenden Simulation offen darlegte. Dadurch, dass sich bisher bezüglich des Begriffs der Digitalisierung bei jedem Teilnehmer der Simulation ein individuelles Bild im Kopf zusammensetzte und sich gleichzeitig bis dato jeder auf einem anderen Wissenstand befand, sollte eine gemeinsame Basis geschaffen werden, um die Digitale Transformation im Anschluss gemeinsam kennenzulernen und zu verstehen. Dazu holte Bothe weit aus und ging in der Geschichte des Automobils 130 Jahre zurück, in die Zeit von Kaiser Wilhelm II. und dem Zeitalter der Manufaktur. 

Jeder ist sein eigener Meister

Kaiser Wilhelm II. sprach damals zu Zeiten der Erfindung des Automobils von einer „vorübergehenden Lösung“, denn er glaubte an das Pferd.  Im Sinne dieses Zeitalters sollte sich nun jeder Teilnehmer des Workshops als sein eigener Meister fühlen und sich an die Produktion seines eigenen Automobils setzen. Die Bauteile waren dazu in Form von Lego bereitgestellt. Nach einer viertel Stunde wurden die Studierenden und Professoren gebeten, den gerade durchlaufenen Prozess anhand der Kriterien: Kopplung des Arbeitnehmers, Kopplung der Prozesse und Reaktion des Kunden zu reflektieren. Dabei wurde festgestellt, dass die Produktion der Autos sehr langsam verlief, da jeder für sich eine individuelle Arbeitsstruktur suchte bzw. fand, um das bestmögliche Auto zu produzieren. Dementsprechend waren die Arbeitnehmer in Form der Teilnehmer eng an ihren Arbeitsplatz gekoppelt, da nur sie das Wissen über ihr zu erstellendes Auto besaßen. Ferner war die Struktur der Arbeitsprozesse durch die angesprochene individuelle Herangehensweise sehr offen. Als eine Konsequenz belief sich das Gesamtergebnis der produzierten Autos auf eine verhältnismäßig geringe Stückzahl. Dennoch wurde rückblickend durch die alleinige Erfindung eines neuen Fortbewegungsmittels laut der Teilnehmergruppe bei den Kunden in diesem Zeitalter ein Begeisterungseffekt erzielt. 

Das Einwirken des Taylorismus

Mit diesem Ergebnis war das Zeitalter der Manufaktur abgeschlossen und das Zeitalter der Industrialisierung begann, welches vorwiegend durch Frederick Taylor und sein Prinzip der Prozesssteuerung von Arbeitsabläufen geprägt war. Nach einem Input von Herrn Bothe und die Erläuterung zum nächsten Schritt der Simulation durch Herrn Zischka, ging es für die Studierenden und Professoren wieder an die Produktion. Dieses Mal wurde das Automobil jedoch nach dem Stil des Taylorismus in einer festgelegten Reihenfolge von Arbeitsschritten produziert, sodass die Teilnehmer eines Tisches nun durch die Methode der Fließbandarbeit gemeinsam ein Typ Auto produzierten. Folglich wurde in kurzer Zeit eine erheblich größere Menge an Autos fertiggestellt, als es noch im Zeitalter der Manufaktur der Fall war. In der anschließenden Reflektion wurde die Kopplung der Arbeitnehmer als eher „lose“ eingeschätzt, da das Wissen bei dieser Art der Arbeit im System liegt und nicht in den Köpfen der Arbeitnehmer, sodass diese austauschbar werden. Die Arbeitsstruktur hingegen verfestigte sich, da der Prozess klar definiert war und der Arbeitsauftrag jedes Arbeitnehmers nicht veränderbar war, weil sonst das finale Produktionsergebnis gefährdet werden würde. Darüber hinaus wird dadurch, dass das Produktionsergebnis klar definiert war und während dieser Zeit keine Kapazitäten für Extrawünsche des Kunden zur Verfügung standen, im Kontext der Industrialisierung von der Erfüllung der Basisanforderungen und Leistungsmerkmale gegenüber dem Kunden gesprochen, aber nicht von oben genannten Begeisterungseffekten. 

Der Blick auf die Moderne

Das nächste Zeitalter, was jetzt für die Teilnehmer anstand, war die Moderne. Der Struktur der Simulation entsprechend, erfolgte auch hier wieder eine Einleitung durch Herrn Bothe in Form einer Präsentation zurückliegender prägender Ereignisse aus dem modernen Zeitalter, wie beispielsweise die ersten Elektroautos. An diese schloss sich nach Aufgabeneinweisung der Teilnehmer der Produktionsprozess an. Kennzeichnend für die Moderne war im Vergleich zum Zeitalter des Taylorismus die Art des Arbeitsprozesses. In der Industrialisierung wurde nach dem „push“-Prinzip gearbeitet – d.h. sobald ein Arbeitsschritt fertig war, wurde das zu produzierende Produkt an die nächste Arbeitsstation „weitergereicht“. Im Gegensatz dazu, erfolgt die Abfolge der Arbeitsschritte in der Moderne nach dem „pull“-Prinzip – hier wird nach Beendigung eines Arbeitsschrittes gewartet, bis die nächste Station das zu produzierende Produkt „entgegennimmt“.Darüber hinaus waren jetzt nicht mehr alle Teilnehmer für die Hardware des Automobils zuständig, sondern es wurde zwischen Hard- und Software differenziert. Dabei bauten die Arbeitnehmer, die für die Hardware zuständig waren, weiterhin das Auto zusammen, nur das nun die Schritte im Vergleich zur Industrialisierung komprimiert wurden. Die Softwareentwickler hingegen lösten Rätsel, um die Software zu entwickeln und in schon produzierte Autos zu installieren. Während der Simulation dieser Phase, kam es auch zu Softwarefehlern. Folglich mussten die schon produzierten Autos wiederholt in die Softwareabteilung, damit der Fehler anhand der Lösung von erneuten Rätseln durch die Softwareentwickler „behoben“ werden konnte.Im Fall dessen, dass die Softwarefehler nicht behoben werden konnten, stagnierte der Produktionsprozess. Die Reflektion dieses Zeitalters musste differenziert betrachtet werden. Die Arbeitnehmer, die für die Hardware des Automobils zuständig waren, waren genau wie im Taylorismus austauschbar und ihre Arbeitsstruktur war klar definiert. Hingegen waren die Softwareentwickler fest an das Unternehmen gekoppelt, da ihr Wissen essenziell für einen erfolgreichen Produktionsprozess war. Ferner war die Struktur der Arbeit der Softwareentwickler „lose“, da die Lösung des Problems zentral war, nicht aber der Lösungsweg.  Die Kundenanforderungen waren etwas höher als in dem vorherigen Zeitalter. Durch den Einsatz der Software wurde der Kunde begeistert von den Möglichkeiten, welche sich dadurch ergaben. 

Nur Zukunftsmusik oder doch schon greifbar?

Das Heute sowie die unmittelbare Zukunft spiegelte das letzte Zeitalter der Simulation wider – die Digitale Transformation. Nicht nur für die Automobilindustrie, sondern auch für die Teilnehmer der Simulation änderte sich etwas. Die Hardware-Produktion komprimierte sich weiter und die Software-Abteilung verfügte über die sogenannten „Over-the-Air“-Updates. So kann die neuste Software, welche durch gelöste Rätsel „freigeschaltet“ wurde, ohne die gefertigten Autos zurück in die Produktion holen zu müssen, übertragen werden. Dies passiert heutzutage schon bei ausgewählten Modellen über eine drahtlose Verbindung.Eine Neuheit in diesem Zeitalter war die Abteilung „Services“. Sie diente dazu, den Ansprüchen der Kunden entgegenzukommen und diese zu bearbeiten. Dies erfolgte ebenfalls durch das Lösen von Rätseln seitens der Teilnehmer in der Service-Abteilung. Anzumerken ist hier, dass diese Abteilung sehr autonom war und nicht in den Produktionsprozess eingriff.Die Reflexion dieses Zeitalters zeigte, dass die angesprochene Autonomie der einzelnen Abteilungen sich in der Kopplung der Prozesse, welche überwiegend recht „lose“ war, widerspiegelte. Die Teilnehmer, die in der Software- und Service-Abteilung arbeiteten, hatten keine vorgegebene Arbeitsstruktur. Wiederum hatten die drei Studierenden bzw. Professoren, die die Aufgaben der Hardware-Abteilung übernahmen, nach wie vor vorgeschriebene Aufgaben. Daraus ergab sich eine feste Kopplung der Software- und Serviceentwickler an ihren Arbeitsplatz und eine Austauschbarkeit der Hardware-Abteilung. An den Strukturen des Zeitalters der Digitalen Transformation, welches zum größten Teil noch vor uns liegt, zeigt sich eine Weiterentwicklung bezogen auf den Umgang und Erfüllungsgrad bezogen auf die Anforderungen der Kunden. Es ist davon auszugehen, dass die Kunden immer begeisterter sein werden, was ihr Auto zukünftig alles können wird. 

Fazit

Zurückblickend ist diese Simulation eine sehr gute Methode, um allen ein Gefühl des Wandels der Zeit zu geben. Durch das Durchspielen der einzelnen Zeitalter bekamen die Teilnehmer die Möglichkeit, jeden Schritt in der Entwicklung selbst zu erfahren und zu erleben. Die Reflexionen zwischen den einzelnen Zeitaltern schaffte noch eine zusätzliche theoretische Einordnung dieser.Gerade in Bezug auf das letzte durchgespielte Zeitalter wird es für uns alle sehr spannend. Einerseits hat man dadurch ein gewisses Gespür für das bekommen, was aktuell schon erlebbar ist – erste Versuche des Autonomen Fahrens erlauben beispielsweise Einblicke in die zukünftige Fortbewegung mittels eines Automobils. Demgegenüber sind viele Entwicklungen noch in den „Kinderschuhen“ und wir werden erst in der nahen Zukunft erleben, was die Digitale Transformation konkret bedeutet. Wichtig ist bei diesem Veränderungsprozess jedoch das Mindset der Gesellschaft. Denn die Beschäftigung mit dem Thema der Digitalen Transformation ist der erste Schritt in die Zukunft. Beitrag und Fotos: Steffen Nussbeutel, Georg Reiner und Finn-Leon Brinkmann

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